===== M02-6: Frankfurt und die Frankfurter Schule ===== //Inhaltliche Erarbeitung: Sandra Sieron// Dieses Material liefert Ihnen exemplarische Inhalte zur Erstellung Ihrer ersten Storymap. Zunächst gibt es eine kurze thematische Einführung. Jeder Gliederungspunkt bzw. jede Überschrift bezieht sich dann auf eine neue Seite der Storymap. Aus den aufbereiteten Inhalten können Beispiele für die Storymap ausgewählt bzw. durch weitere Inhalte individuell ergänzt und die entsprechenden Orte durch die angegebenen Koordinaten in die Karte eingetragen werden. Inklusive Titel und Quellenverzeichnis umfasst diese Storymap 5 Folien. **//Die Geschichte hinter der Karte//** Die von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer begründete 'Frankfurter Schule' ist vor allem unter der Bezeichnung 'Kritische Theorie' bekannt. Ihr berühmtestes Werk stellt die Dialektik der Aufklärung dar. Ausgegangen ist diese Denkrichtung vom Institut für Sozialforschung in Frankfurt, das seit 1923 existierte. Das Institut musste im Laufe der 1930er Jahre zunächst nach Genf, anschließend in die USA nach New York und Los Angeles emigrieren. 1950 wurde es in Frankfurt am Main neu gegründet. Diese Storymap stellt die Geschichte des Instituts und die damit verwobenen Biographien einiger Vertreter der Kritischen Theorie vor. Das Thema der Storymap ist von allgemeiner Relevanz; im universitären Kontext vor allem für die Gesellschaftswissenschaften, insbesondere Philosophie und Soziologie. **//Titelfolie der Storymap//** Titel: Frankfurt und die Frankfurter Schule * Weitere Angaben: Name Autor/ Autorin, Studiengang, ggf. Modul/ Kurs, Datum * Kurze thematisch/ inhaltliche Einführungen, s. „Die Geschichte hinter der Karte“, **max. 2 Sätze** **//Titel der einzelnen Seiten in der Storymap//** * 1. Das Institut für Sozialforschung in seinen Anfängen und den frühen 1930er Jahren (1923-1933) * 2. Das Institut im Exil (1933-1951) * 3. Neueröffnung nach dem zweiten Weltkrieg und Wirken in der Gegenwart * 4. Quellenverzeichnis **__1. Das Institut für Sozialforschung in seinen Anfängen und den frühen 1930er Jahren (1923-1933)__** //__Kritische Theorie__// Um das Institut für Sozialforschung (IfS) gruppierte sich in den 1930er Jahren die 'Frankfurter Schule', deren interdisziplinäre Vertreter als Begründer der theoretisch an Hegel, Marx und Freud orientierten 'Kritischen Theorie' gelten (Walter-Busch 2010; Demirović 1999). Relevante Persönlichkeiten stellten dabei vor allem Max Horkheimer und Theodor W. Adorno dar, deren Schrift Dialektik der Aufklärung von einigen als das Hauptwerk der Kritischen Theorie angesehen wird. Eine nicht unbedeutende Rolle spielten beispielsweise auch der von der Studierendenbewegung stark rezipierte Philosoph Herbert Marcuse und der Psychoanalytiker Erich Fromm. Bei dem Institutsgebäude in der Senckenberganlage handelt es sich nicht um den Originalbau, sondern um ein 1951 an dieser Stelle neu errichtetes Bauwerk. Ursprünglich wurde das IfS bereits 1923 von der Stiftung des Kaufmanns Hermann Weil und seines Sohnes Felix Weil gegründet und am 22. Juni 1924 zur Erforschung des wissenschaftlichen Marxismus eröffnet. Auch gegenwärtig existiert das IfS als an die Goethe-Universität Frankfurt angegliederte Forschungseinrichtung und steht unter der Leitung von Axel Honneth, der als Professor für Sozialphilosophie an der Frankfurter Goethe-Universität lehrt. Der Forschungsfokus des IfS liegt auf den „Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung“ (vgl. IfS 2001). {{url>http://www.pennula.de/stadtplan-frankfurt-am-main/alter-stadtplan-strassenkarte-frankfurt-flughafen-rebstock-1928-1933.jpg 700px,300px noborder noscroll}} | Bildtitel | Historische Karte Frankfurt 1928-1933 | | Link zum Bild / Quelle | http://www.pennula.de/stadtplan-frankfurt-am-main/alter-stadtplan-strassenkarte-frankfurt-flughafen-rebstock-1928-1933.jpg | | Koordinatenbezug | Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26 (Frankfurt a. M.): 50.118419°, 8.65385° | LINK IST LEIDER NICHT MEHR VERFÜGBAR //__Max Horkheimer__// Max Horkheimer, geboren 1893 in Zuffenhausen, war ein deutscher Sozialphilosoph und gilt als Hauptvertreter der Frankfurter Schule. Er studierte von 1919 bis 1922 in München, Frankfurt und Freiburg und promovierte 1922 in Frankfurt bei Hans Cornelius. 1930 wurde er zum Ordinarius für Sozialphilosophie an der Philosophischen Fakultät in Frankfurt benannt. 1931 übernahm Horkheimer die Leitung des IfS, dessen Ausrichtung sich dadurch von einer, unter dem ersten Institutsleiter Carl Grünberg, marxistisch orientierten hin zu einer interdisziplinären, an einer gesellschaftstheoretischen Sozialphilosophie orientierten, Forschungsprogrammatik entwickelte (vgl. Horkheimer 1931). Daran geknüpft war ebenfalls ab 1932 die Herausgabe der Zeitschrift für Sozialforschung. 1933 emigrierte er in die Vereinigten Staaten und kehrte schließlich 1949 zurück nach Frankfurt am Main. Der Name „Kritische“ Theorie leitet sich von Horkheimers 1937 publiziertem Aufsatz Traditionelle und Kritische Theorie ab. Horkheimer verstarb 1973. Im Juli des Jahres 2014 beschloss der Senat der Goethe-Universität die Namensänderung von drei Straßen und Plätzen am Campus Westend. Dabei wurde die Lübecker Straße im östlichen Teil des Campus in „Max-Horkheimer-Straße“ umbenannt (vgl. Goethe-Universität 2014). {{url>https://www.hdg.de/lemo/img/galeriebilder/biografien/horkheimer-max_foto_LEMO-F-6-081_dpa.jpg 700px,300px noborder noscroll}} | Bildtitel | Max Horkheimer | | Link zum Bild / Quelle | https://www.hdg.de/lemo/img/galeriebilder/biografien/horkheimer-max_foto_LEMO-F-6-081_dpa.jpg | | Koordinatenbezug | Max-Horkheimer-Straße: 50.129218°, 8.669612° | //__Theodor W. Adorno__// Theodor Ludwig Wiesengrund Adorno, geboren 1903 in Frankfurt, gestorben im Jahr 1969, war ein deutscher Philosoph, Soziologe, Komponist und Musiktheoretiker. Als Kind wuchs er unter großbürgerlichen Verhältnissen auf und hatte den Spitznamen „Teddie“, denn seinem Vater gehörte ein Weingut und betrieb eine Weinhandlung. Er war in seiner Jugend mit Erich Fromm und Leo Löwenthal befreundet, die später, wie er selbst, am IfS einer wissenschaftlichen Tätigkeit nachgingen und ebenfalls jüdischer Herkunft waren. Bereits als Jugendlicher rezipierte Adorno gemeinsam mit seinem älteren Freund Siegfried Krakauer die Schriften Kants, vor allem die Kritik der reinen Vernunft. Während des Nationalsozialismus emigrierte Adorno in die Vereinigten Staaten und wurde nach seiner Rückkehr nach Frankfurt Direktor am IfS. Bis zu seinem Tod im Jahre 1969 hatte Adorno eine Professur für Philosophie und Soziologie inne und verblieb auch als einer der Direktoren des IfS (vgl. Wiggershaus 1987). Der zentrale Universitätsplatz der Goethe-Universität zwischen dem Casinoanbau und Hörsaalzentrum wurde im Zuge der Namensänderung in „Theodor-W.-Adorno-Platz“ umbenannt. {{url>http://ais.badische-zeitung.de/piece/00/9a/1d/d7/10100183-p-590_450.jpg 700px,300px noborder noscroll}} | Bildtitel | Theodor W. Adorno | | Link zum Bild / Quelle | http://ais.badische-zeitung.de/piece/00/9a/1d/d7/10100183-p-590_450.jpg | | Koordinatenbezug | Adorno-Denkmal: 50.116481°, 8.64879° | __//Adorno und die Musik//__ Neben seinem philosophisch-gesellschaftstheoretischen Interesse war Adornos Begeisterung für die Musik sehr stark ausgeprägt. Früh erlernte er das Klavierspiel und erhielt eine intensive musikalische Grundausbildung, da seine Mutter Sängerin war (die auch mit einem Gesangspart in Richard Wagners Oper Siegfried durch Europa reiste), und ihre unverheiratete Schwester, eine Pianistin, mit im Haushalt lebte. Musik nahm daher stets einen großen Stellenwert in der Familie ein. Adorno erhielt neben seinem Schulunterricht und der frühen Praxis des Vierhändigspielens Privatunterricht im Komponieren. Bereits während seines Studiums übte er eine Tätigkeit als Musikkritiker aus. Seine intensivste Schaffensperiode als Komponist stellte für Adorno sicherlich die Zeit in Wien von 1925 bis 1926 dar. Dort, im Stadtteil Alsergrund, begann er ein Aufbaustudium in Komposition bei Alban Berg, einem Schüler Arnold Schönbergs, dem Begründer der Zwölftonmusik, und erhielt Klavierunterricht bei Eduard Steuermann. Zudem übte er eine Tätigkeit als Musikkritiker für die Zeitschrift ‚Anbruch‘ aus, schrieb auch Aufsätze über Werke von Berg und Schönberg. Seine Kompositionen umfassten vor allem Klavierliederzyklen aber auch Orchestermusik, Kammermusik und Bearbeitungen französischer Volkslieder. Auch nach seiner Rückkehr aus Wien widmete sich Adorno von 1926 an weiterhin dem Komponieren und Rezensieren von Musik, schaffte es jedoch nicht eine Festanstellung als Musikkritiker zu bekommen. Nachfolgend ist hier ein Video eingebettet, in dem eine von Adornos Kompositionen zu hören ist. | Videotitel | Beispielkomposition Adornos: Studies for String Movement 1 | | Link zum Video / Quelle| https://www.youtube.com/watch?v=3OOgKrmB8QY | | Koordinatenbezug | Alsergrund, Wien: 48.225278°, 16.356944° | __//Erich Fromm: Studien über Autorität und Familie//__ Für sozialpsychologische Forschungsprojekte war ab 1930er, also der Anfangszeit des IfS, vor allem Erich Fromm zuständig. Der 1900 geborene Fromm war Philosoph, Sozialpsychologe und Psychoanalytiker. Er ist vor allem bekannt für seine Schriften zur Psychoanalyse, Religionsphilosophie und Gesellschaftskritik, erlangte akademisch jedoch verhältnismäßig wenig Renommee, wurde dafür jedoch intensiv auch in nicht-fachlichen Kreisen rezipiert. Er zielte u.a. in seiner Forschung darauf ab, die Theoriebildung des Freudomarxismus, einer Strömung, die Freuds Psychoanalyse und Marxismus miteinander überein zu bringen suchte, voranzutreiben. Die wohl bekanntesten Ergebnisse der von ihm betreuten sozialpsychologischen Forschung am IfS stellen wohl die Studien über Autorität und Familie dar. Zunehmend kam es zu theoretischen Kontroversen mit dem Philosophen Herbert Marcuse, der Fromms Position und Darlegung der Psychoanalyse als revisionistisch angriff. Fromm selbst verblieb, nachdem er wie einige andere Mitarbeiter des IfS nach Amerika emigrierte, dort. 1939 trennte er sich im Streit und nach etlichen Konflikten mit den anderen Mitarbeitern vom IfS, wurde 1940 amerikanischer Staatsbürger und arbeitete forthin als praktizierender Psychoanalytiker. Nachfolgend ein kurzes Video, in dem Erich Fromm über den angepassten Menschen, Krankheit und Normalität, spricht. | Videotitel | Erich Fromm über den angepassten Menschen | | Link zum Video / Quelle| https://www.youtube.com/watch?v=Dt09hfllNc8 | | Koordinatenbezug | Erich-Fromm-Platz, (an der Liebigstraße, Frankfurt a. M.): 50.120675°, 8.665346° | **__2. Das Institut im Exil (1933-1951)__** __//Die Dialektik der Aufklärung//__ Am 13.03.1933 musste das IfS im Zuge der Machtergreifung des Nationalsozialismus schließen und wurde aufgelöst, seine Geldmittel wurden durch das „Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens“ beschlagnahmt. Da Horkheimer und andere Beschäftigte des Instituts dies jedoch hatten kommen sehen, kam die Forschungseinrichtung zunächst provisorisch in Genf unter. Weil jedoch, bis auf Horkheimer, alle anderen Angestellten nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung in Genf erhielten, wurde entschieden, das gesamte Institut nach New York in die Vereinigten Staaten umzusiedeln. In einem Gebäude der Columbia University erhielt es einige Jahre Unterschlupf, wobei die meisten Institutsmitglieder im Laufe der 1930er Jahre übersiedelten. Im Jahre 1938 wurden die finanziellen Probleme des Instituts so eklatant, dass Adorno und Horkheimer kurze Zeit später, 1940, an die Westküste zogen und sich dort der Abfassung der Dialektik der Aufklärung widmeten, welche im Jahr 1944 fertig wurde. Adorno schrieb zudem im Exil seine Aphorismensammlung Minima Moralia. Reflexionen aus einem beschädigten Leben. Auch widmete er sich der Erforschung des Antisemitismus und Faschismus, aus der später unter anderem die Veröffentlichung „The Authoriarian Personality“ resultierte. Im zweiten Weltkrieg schließlich wurde das ursprüngliche Institutsgebäude in Frankfurt durch Kriegshandlungen zerstört. 1946 wurde vom damaligen Frankfurter Oberbürgermeister und dem Rektor der Universität Frankfurt der Wunsch an Horkheimer und Felix Weil herangetragen, dass IfS wieder zu eröffnen, was kurze Zeit später, 1951, im neu errichteten Gebäude als private Stiftung auch geschah. Horkheimer verblieb auch nach dessen Neueröffnung Direktor des IfS, erhielt seine alte Stelle an der Universität zurück, und wurde kurze Zeit später zu deren Rektor gewählt. Neben ihm waren aus Amerika Adorno und der Soziologe und Ökonom Friedrich Pollock zurückgekehrt, denen beiden ebenfalls Professuren an der Goethe-Universität eingerichtet wurden. {{url>http://de.academic.ru/pictures/dewiki/70/Ffm-institut-fuer-sozialforschung003.jpg 700px,300px noborder noscroll}} | Bildtitel | Das neue Gebäude des IfS | | Link zum Bild / Quelle | http://de.academic.ru/pictures/dewiki/70/Ffm-institut-fuer-sozialforschung003.jpg | | Koordinatenbezug | IfS, Frankfurt a. M. 50.118370°, 8.653800° & Columbia University, New York: 40.808611°, -73.962222° | __**3. Neueröffnung nach dem zweiten Weltkrieg und Wirken in der Gegenwart**__ __//Kritische Theorie und Studierendenbewegung//__ Im Zuge der Studierendenbewegung der 1960er Jahre wurde die Kritische Theorie stark rezipiert. Insbesondere Herbert Marcuse, in dessen Schriften sich theoretische Motive von Hegel, Heidegger, Marx und Freuds Psychoanalyse vermengen, stellte mit seinen Schriften Triebstruktur und Gesellschaft (auf Deutsch 1957) und Der eindimensionale Mensch (auf Deutsch 1967) eine Ikone der Studierendenbewegung dar. Marcuse kritisierte neben seiner Anprangerung der „Überflussgesellschaft“ und des „Konsumterrors“ auch Adornos und Horkheimers skeptische Haltung zu den Studierendenprotesten und forderte eine aktualisierte, am Zeitgeschehen orientierte Neuausrichtung der Kritischen Theorie. Adorno stand, trotzdem seinen kapitalismuskritischen Schriften, die unter den Studierenden großen Anklang fanden, der Studierendenbewegung aufgrund ihrer offenen Regelverletzungen und Gewaltausschreitungen sehr distanziert gegenüber. Die Umbenennung am Campus Westend wurde von Studierenden, insbesondere aufgrund der mit ihr einhergehenden Adressänderung, kritisiert. Der Grüneburgplatz wurde zwar zum „Norbert-Wollheim-Platz“ umgetauft, die Postadresse lautet jedoch künftig „Theodor-W.-Adorno-Platz“. Wollheim, 1913 geboren, war ein ehemaliges Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, und konnte schließlich als einziger Überlebender seiner Familie 1945 auf dem Todesmarsch fliehen. Seine 1950 eingereichte Klage zur Entschädigung für geleistete Zwangsarbeit gegen die I.G.-Farben stellte das erste Musterverfahren seiner Art der deutschen Nachkriegszeit dar. Mit der Umbenennung der Postadresse der Universität ist also aus Sicht der KritikerInnen einer wirklichen Aufarbeitung der Geschichte des Campus, dessen Hauptgebäude vormals dem u. a. Zyklon B produzierenden Chemiekonzern I.G.-Farben gehörte, aus dem Weg gegangen worden. Auf Google Maps wurden deshalb am 04.02.2015, dem Tage der festlichen Umbenennung, einige Straßennamen im Umfeld der Universität von einer kleinen Gruppe Studierender falsch benannt, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Am Präsidium der Universität führte so z. B. kurzzeitig der „Highway to Hell“ entlang. Dies ist genauer nachzulesen im verlinkten Online-Artikel. | Online-Artikel | Goethe-Uni liegt plötzlich am „Highway to Hell“ 04.02.2015 | | Zusammenfassung | //Studierende üben Kritik an der Goethe-Universität in Frankfurt in-dem sie deren Straßennamen auf Google Maps veränderten, da die Universität im Rah-men ihrer Adressänderung den „Theodor-W.-Adorno-Platz“ der Postadresse „Norbert-Wollheim-Platz“ vorzieht und damit eine aus Studierendensicht angemessene Aufarbei-tung der Vergangenheit vermeidet.// | | Link zum vollständigen Artikel | http://www.op-online.de/region/frankfurt/frankfurt-goethe-universitaet-falschen-strassennamen-4703090.html | | Koordinatenbezug | ehemaliges Institut für vergleichende Irrelevanz (bekannt als IvI), Kettenhofweg 130 (Frankfurt a. M.): 50.116830°, 8.653221° | Das hier markierte Gebäude am Kettenhofweg war bis zu seiner Räumung am 22.4.2013 ein seit 2003 durch die Besetzung eines leeren Institutsgebäudes der Universität entstandenes selbstverwaltetes Zentrum, welches nicht fern des Schauplatzes der „Frankfurter Häuserkämpfe“ der 1960er Jahre lag. __//Fortführung der Kritischen Theorie?//__ __//Jürgen Habermas//__ Ausgehend von den Anfängen in den 1930er Jahren entwickelte sich die Kritische Theorie beständig weiter. Der weltweit stark rezipierte Sozialphilosoph und emeritierte Professor Jürgen Habermas leistete dazu einen beachtlichen Beitrag, indem er sie um seinen diskursiven, rationalitätstheoretischen Beitrag erweiterte. Seine Theorie kommunikativen Handelns geht von kommunikativen Interaktionen als Grundlage von Gesellschaft aus, die Geltung qua Rationalität erlangen. 1956 begann Habermas am IfS als Assistent von Horkheimer und Adorno zu arbeiten und deren alte Schriften aus der Vorkriegszeit zu lesen. Stark wurde er zunächst in seiner theoretischen Ausrichtung auch von Marcuse und dessen politischen Schriften beeinflusst. Habermas' zur Institutsstudie ‚Student und Politik‘ verfasste Einleitung führte bei Horkheimer aufgrund ihres radikaleren Duktus allerdings zu heftiger Ablehnung, weshalb Habermas schließlich das IfS verließ und sich in Marburg habilitierte. Habermas beteiligte sich von 1963 bis 1965 intensiv am Positivismusstreit der deutschen Soziologie. 1964 übernahm er in Frankfurt den Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie, den bis dato Horkheimer innegehabt hatte, und wählte als Gegenstand seiner Antrittsvorlesung dessen Schrift Traditionelle und Kritische Theorie, um sie wissenschaftstheoretisch weiterzuentwickeln, woraus sein 1968 veröffentlichtes Werk Erkenntnis und Interesse entstand. Als ihm die Leitung des IfS angeboten wurde, lehnte Habermas jedoch ab. Ähnlich wie Herbert Marcuse spielte auch Habermas für die Studierendenbewegung eine wichtige Rolle, geriet jedoch aufgrund konträrer gesellschaftspolitischer Einschätzungen in Kritik und distanzierte sich von der ‚Scheinrevolution und ihren Kindern‘. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule wird zwar im Rahmen einzelner Seminare in den Gesellschaftswissenschaften auch an der Goethe-Universität nach wie vor rezipiert, entfaltet jedoch innerhalb der Fachdisziplinen längst nicht mehr die Wirkmächtigkeit oder Anziehungskraft wie zu Zeiten der Studierendenbewegung. Am IfS wurde 2005 zur Verwaltung von Adornos Gesamtnachlass das Theodor W. Adorno Archiv eingerichtet. {{url>https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/JuergenHabermas_retouched.jpg 700px,300px noborder noscroll}} | Bildtitel | Jürgen Habermas | | Link zum Bild / Quelle | https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/JuergenHabermas_retouched.jpg | | Koordinatenbezug | Goethe-Universität Frankfurt a M. (Campus Bockenheim): 50.119444°, 8.651389° | **__4. Quellenverzeichnis__** * Demirović, A. (1999): Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule. Suhrkamp, Frankfurt am Main. * Goethe-Universität (2014): Senat beschließt Namensänderung. URL: http://www.muk.uni-frankfurt.de/51502289/232 (letzter Zugriff am 16.07.2015). * Horkheimer, M. (1931): Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung. Frankfurter Universitätsreden, Frankfurt am Main. * IfS (2001): Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung- Zur Begründung eines übergreifenden Forschungsthemas des Instituts für Sozialforschung. URL: http://www.ifs.uni-frankfurt.de/forschung/abgeschlossene-projekte/paradoxien-der-kapitalistischen-modernisierung-zur-begrundung-eines-ubergreifenden-forschungsthemas-des-instituts-fur-sozialforschung/ (letzter Zugriff am 03.07.2015). * Op-online (2015): Goethe-Uni liegt plötzlich am „Highway to Hell“. URL: http://www.op-online.de/region/frankfurt/frankfurt-goethe-universitaet-falschen-strassennamen-4703090.html (letzter Zugriff am 21.07.2015). * Walter-Busch, E. (2010): Geschichte der Frankfurter Schule. Kritische Theorie und Politik. Wilhelm Fink, München. * Wiggershaus, R. (1987): Die Frankfurter Schule. Geschichte, Theoretische Entwicklung, Politische Bedeutung. 2. Auflage, Hanser, München. * Zeitschrift für Sozialforschung (1980): Jahrgänge 1-9, 1932-1941 (Nachdruck), dtv, München.