Die räumliche Domäne ist eine Basisdimension des Spatial Citizenship-Ansatzes, die theoretische Aspekte im Bereich der fachlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten bereitstellt. Diesbezüglich sind virale Raumkonstruktionen, die einen immer größeren Stellenwert in den sozialen Medien einnehmen, ein wichtiger Gesichtspunkt.
Beispiele für virale Raumkonstruktionen sind z.B. die Videos, die auf die „America First“-Aussage von Donald Trump reagierten und Landschaften, kulturelle Eigenheiten sowie historische und politische Errungenschaften ironisch darstellen (siehe z.B. Every Second Counts) oder die unzähligen Websites, auf denen themen- und raumspezifische Karten-Mashups erstellt werden (siehe z.B. Price of Weed). Auch Postings in sozialen Netzwerken, die mit Ortsangaben versehen werden, wirken sich auf die räumliche Ausprägung des gemeinschaftlichen Lebens und die Konstruktion von Raum aus. In Bezug auf die Viralität eines Posts spielen insbesondere Hashtags eine hervorgehobene Rolle. Hashtags, die auf einen bestimmten Ort referieren, wie z.B. #Frankfurt, können Raumkonstruktionen darstellen, wenn sie in einer „Hashtag-Familie“ mit bestimmten Merkmalen des Ortes und/oder mit Bildern kombiniert werden. Diese Arten der Hinzufügung zur Wirklichkeit durch digitale Anwendungen werden als „augmented realities“ beschrieben, die wiederum die Aneignung und Wahrnehmung von Orten beeinflussen.
Der soziale oder gelebte „Raum“ und die ihm zugeschriebenen Bedeutungen entstehen also erst durch Handlungen. Seine Bedeutung ist nicht festgeschrieben und jederzeit durch alternative Handlungspraxen veränderlich. Räume können von verschiedenen Akteuren bewusst oder unbewusst konstruiert und wahrgenommen werden. Die Verbreitung des Internets und vor allem soziale Medien ermöglichen das Posten von eigenen raumbezogenen Beiträgen, Bildern und Videos usw. Werden z.B. Fotos von Orten mit einem Hashtag oder Geotag virtuell verlinkt, wird „Raum“ digital hergestellt, mit Bedeutung aufgeladen und interpretiert. Das Internet und soziale Medien sind nicht nur eine Erweiterung des sozialen Lebens im digitalen Raum, sondern stellen selbst informelle Räume des Alltags dar, die zu einer Veränderung des Selbst- und Weltbezugs beitragen. Über die (Aus-)Wirkung dieser medialen Strukturen auf das eigene Ich und seine Umwelt nachzudenken bzw. hiervon ausgehend dementsprechend in der (medialen) Alltagspraxis angemessen zu agieren, ist ein Anliegen der strukturalen Medienbildung.