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LE03: Grenzen Interkultureller Bildung

Diese Sitzung thematisiert Herausforderungen, die (auch) im Rahmen geographiedidaktischer Diskussionen rund um die Interkulturelle Bildung aufgegriffen werden. Es werden zudem mögliche Lösungsansätze reflektiert und exemplarisch angewendet.

Inhalte der Lerneinheit

Arbeitsblatt

Materialien

Lernergebnisse & Kompetenzen

Nach dieser Einheit…

Interkulturelle Bildung im Geographieunterricht

Die Interkulturelle Bildung ist als wichtige bildungspolitische „Querschnittsaufgabe“ auch in den Bildungsstandards des Faches Geographie wiederzufinden: Schüler*innen sollen dazu befähigt werden „sich in ihrem Alltag für […] eine interkulturelle Verständigung und eine Begegnung auf Augenhöhe mit Menschen anderer Regionen sowie ein friedliches und gerechtes Zusammenleben in der Einen Welt einzusetzen“ (DGfG 2020, S. 28). Zentrale Zielsetzungen sind demnach das friedliche Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft zu fördern, Toleranz aufzubauen und Vorurteile gegenüber „anderen Kulturen“ abzubauen, indem man sie verstehen lernt.

Viele der theoretischen Grundlagen der Interkulturellen Bildung gelten jedoch als überholt. Essentialistische Kulturverständnisse, die Kulturen einen geteilten und unveränderbaren inneren Kern unterstellen, werden teilweise immer noch im Geographieunterricht reproduziert (Budke 2013, S. 155). Sogar der Begriff der Interkulturellen Bildung selbst, so lässt sich kritisch festhalten, legitimiert sich insofern überhaupt erst selbst, als dass er der Differenzlinie „Kultur“ eine so hohe Bedeutung zuschreibt, dass eine unterrichtliche Bearbeitung notwendig wird (Schröder 2019, S. 92). Sie setzt damit eine problematische Differenz zwischen „Kulturen“ voraus und kann so essentialistische Denkweisen von „wir“ und „die anderen“ verfestigen. Diese Differenz als „naturgegeben“ anzusehen, kann dann letztendlich auch rassismusrelevante Unterscheidungen reproduzieren (ebd., S. 96). Hiermit sind nur wenige der mit der interkulturellen Bildung verbundenen problematische Aspekte genannt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser genauso wie Perspektiven der Weiterentwicklung sind deshalb essentiell, insbesondere, da Ansätze der Neuen Kulturgeographie Kulturen als soziales Konstrukt auffassen.

Literatur

Budke, A. (2013). Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht. In: Kanwischer, D. (Hg.) Geographiedidaktik. Ein Arbeitsbuch zur Gestaltung des Geographieunterrichts. Stuttgart: Gebr. Borntraeger. S. 152-163.

Deutsche Gesellschaft für Geographie (2020). Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss mit Aufgabenbeispielen. 10. Auflage. Link zum PDF.

Schröder, B. (2019). Zugehörigkeit und Rassismus. Orientierungen von Jugendlichen im Spiegel geographiedidaktischer Überlegungen. Bielefeld: transcript.

Basislektüre

Mönter, L. (2013). Interkulturelles Lernen. In: Rolfes, M. & A. Uhlenwinkel (Hrsg.): Metzler-Handbuch 2.0 Geographieunterricht: Ein Leitfaden für Praxis und Ausbildung. Didaktische Impulse. Braunschweig: Westermann, 87–95.

Hungry Minds

Kritische Auseinandersetzung mit den Kulturerdteilen und der Interkulturellen Bildung in der Geographiedidaktik (in Sammelband: Budke, Alexandra (2008) Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht: Link zum PDF) :

Glasze, G. & Meyer, A. (2008). Kulturelle Vielfalt als politisches Konzept und als Leitbild für den Erdkundeunterricht – eine kritische Auseinandersetzung. In Budke, A. (Hg.) Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht. S. 49-66.

Mönter, L. (2008). Interkulturelles und antirassistisches Lernen im geographischen Unterricht. In Budke, A. (Hg.) Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht. S. 81-96.

Pott, A. (2008). Neue Kulturgeographie in der Schule? Zur Beobachtung von Kulturen, Räumen und Fremden. In Budke, A. (Hg.) Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht. S. 33-48.

Schiffer-Nasserie, A. (2008). Europa-Erziehung im Erdkundeunterricht – Ein Beitrag zu einer interkulturellen und anti-rassistischen Zukunft? In Budke, A. (Hg.) Interkulturelles Lernen im Geographieunterricht. S. 67-80.