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LE12: Privacy Paradox

In dieser Lerneinheit setzen Sie sich ausgehend von dem Privacy Paradox und der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mit den Grundsätzen zur Verarbeitung personenbezogener Daten und der Data und Locational Privacy auseinander. Leitend ist dabei die Annahme, dass die mündige Nutzung des Potenzials digitaler Geomedien zur Partizipation neben dem Wissen über Möglichkeitsräume demokratischer Teilhabe und partizipativen Fähigkeiten eines grundlegenden Bewusstseins für Data und Locational Privacy bedarf. Denn: “obwohl die Menschen sich teilweise bewusst sind, dass sie die Nutzung einer sozialen Netzwerkseite mit ihren Daten bezahlen, wissen nur die wenigsten wirklich über die intransparenten Praktiken der Online-Anbietenden Bescheid” (Braun et al. 2018, S. 237 f.). Im Hinblick auf den Geographieunterricht setzen Sie sich mit den Modellen Privacy Calculum und Privacy Paradox und der Speicherung ortsbezogener Daten am Beispiel von Google kritisch-reflexiv auseinander. Ziel dessen ist es, Sie im Sinne der Strategie zur Bildung in der digitalen Welt, zu einem sicheren Agieren in digitalen Umgebungen und dem Schützen persönlicher, ortsbezogener Daten und der Privatsphäre zu befähigen (KMK, 2017).

Lerneinheit, Materialien und Aufgabenstellungen wurden im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojektes DiGeo- Generalisierbarkeit und Transferierbarkeit digitaler Fachkonzepte am Beispiel mündiger digitaler Geomediennutzung in der Lehrkräftebildung im März 2021 von Melanie Lauffenburger und Magdalena Liebe entwickelt.

Bei Fragen und/oder Anmerkungen kontaktieren Sie uns bitte per Mail unter: lauffenburger@geo.uni-frankfurt.de.

🕐 Bearbeitungszeit

👁‍ Inhalte der Lerneinheit

📂 Materialien

🗺 digitale Geomedien

🏁 Lernergebnisse

Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie…

Ein ganz normaler Tag in der Kultur der Digitalität

Wie möchten Sie durch diese “schöne neue Welt” gehen? Soll Ihr digitaler Rucksack transparent sein oder undurchschaubar? (Copyright: Detlef Kanwischer)

Nach dem Ausschalten des Weckers, noch bevor wir morgens aufstehen, gilt der erste Blick den neuesten digitalen News. Ohne groß darüber nachzudenken, ganz automatisch werden WhatsApp, Telegram und Co. auf neue Nachrichten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis überprüft. Spätestens wenn wir dann das Haus in Richtung Uni oder Arbeit verlassen, kommen mit der rmv-App, bahn.de, Google Maps oder dem Navigationsgerät im Auto zum ersten Mal am Tag bewusst Geodaten ins Spiel. Treffen wir uns mit Arbeits-kolleg*innen, Freund*innen und Bekannten werden die Standorte (bestenfalls Live) geteilt, damit keine*r den/die andere*n verpasst. Im Fitnessstudio oder beim Joggen zeichnen Smartwatches, Fitness-Armbänder oder Tracking-Apps wie z. B. Strava körperliche Aktivitäten und Trainingserfolge in Echtzeit auf und veranschaulichen diese detailliert in Graphiken und digitalen Karten. Das Aufzeichnen des Sport- und Gesundheitsverhaltens der Nutzer*innen ermöglicht es, einen Überblick über “die eigenen Körperdaten zu gewinnen und gesundheitsförderliches Verhalten zu optimieren” (Braun et al., 2018, S. 224). In den sozialen Netzwerken werden die Ergebnisse schließlich geteilt, um sich und die Community nachhaltig zu motivieren. An der Supermarktkasse wird die Payback Karte gezückt, zu Hause angekommen werden Pizza und Pasta via Lieferando bestellt. Die Zeit des Wartens wird auf Amazon zugebracht, der Einkaufswagen mit Angeboten gefüllt. Sowohl die Pizza als auch die Amazon-Bestellung werden schließlich bis zur Wohnungstür live auf einer digitalen Karte getrackt. So oder so ähnlich sieht er aus - ein ganz normaler Tag in der Kultur der Digitalität (Stalder, 2017).

Hiermit stellt sich auch die Frage, wie Sie durch diese “schöne neue Welt” gehen möchten? Soll Ihr digitaler Rucksack transparent sein oder undurchschaubar?

Über den Tag hinweg konsumieren und produzieren wir eine Vielzahl an Geodaten, d.h. georeferenzierter Informationen. Rund 90 % aller Daten verfügen heute direkt (z.B. durch Koordinaten) oder indirekt (z.B. durch Straßen-, Städte- oder Ländernamen) über einen Raumbezug: „Big Data is not only something that is located in space (has a spatiality or geography), but something that simultaneously actively locates.“ (Leszczynski & Crapton, 2016, S. 3 f.). Doch was sowohl mit personen- als auch ortsbezogenen Daten passiert die wir über den Tag mehr oder weniger bewusst produzieren, nutzen und teilen, bei wem die Daten “landen” und wer sie zu welchen Zwecken nutzt, darüber machen sich nur die wenigsten Gedanken: “People have lost control of their data” (decode, 2020). Die ubiquitäre Nutzung digitaler Geomedien und Geodaten führt zu der Frage nach der Privatheit personen- und standortbezogener Daten, die unter den Termini data privacy und locational privacy diskutiert wird. Privatheit meint dabei das Gegenteil von Öffentlichkeit, also der Bereich jedes Einzelnen, in dem er “frei, ohne staatliche Reglementierung für sich sein und über seine materiellen und immateriellen Ressourcen ungestört von äußeren Einflüssen verfügen kann” (Nebel, 2020, S.40). Im Unterschied dazu bezeichnet die Privatsphäre einen für jeden subjektiven Bereiche, den der Einzelne der Öffentlichkeit entzieht und in dem er seine Persönlichkeit ohne öffentliche Kontrolle frei entfalten kann (Nebel, 2020).

Im Umgang mit der data und locational privacy lassen sich grundlegend zwei Herangehensweisen differenzieren, die im Folgenden erläutert werden:

Seit 2018 sind die “Spielregeln” zur Verarbeitung personenbezogener Daten EU-weit in der Datenschutz-Grundverordnung (kurz: DSGVO) vereinheitlicht. Doch was genau ist mit personenbezogenen Daten eigentlich gemeint? Inwiefern ist das für Sie als angehende Geographielehrkräfte von Interesse und wie stehen Sie selbst zum Stichwort Data Privacy? Ziel dessen ist: “Individuals should be able to decide not just on the use of their data and digital identity, but also on the data they wish to keep private or share and under what terms” (Barcelona, o.J.).

📰 Basislektüre

📚 Hungry Minds

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