M03-1: Kriterien Rassismus & Soziale Medien im Unterricht
Rassismuskritische Kriterien im Kontext politischer Bildung (Auswahl)
- Wer spricht? Wessen Perspektiven werden dargestellt bzw. gehört? Wessen Perspektiven werden nicht repräsentiert? (LEO 2015, 20)
- Werden im Material genutzte Differenzierungskategorien (wie „Kultur“, Religion, „Migrationshintergrund“, Nationalstaaten etc.) dekonstruiert und kritisch reflektiert? (Schröder & Carstensen-Egwuom 2020)
- Wird Rassismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen diskutiert (LEO 2015, 7, 38) oder in den Rechtsextremismus verschoben bzw. als „Problem“ einzelner Personen dargestellt?
- Werden rassistische Inhalte, über ein reines moralisches Reframing hinausgehend, thematisiert (z.B. Widersprüche innerhalb der Ideologie aufzeigen)? (Boehnke 2019)
- Wird nicht nur explizit rassistisches, sondern auch vermeintlich „unverdächtiges“, subtil arbeitendes Material dekonstruiert? (Boehnke 2019)
- Setzen sich Schüler*innen mit ihrer eigenen gesellschaftlichen Prägung auseinander (Strukturen, Institutionen, Bildungskanon etc.)? (LEO 2015, 16, 38)
- Setzen sich Schüler*innen mit eigenen biologistischen, kulturrassistischen und/oder kulturalisierenden Deutungsmustern auseinander? (LEO 2015, 16, 38)
- Wird Schüler*innen ermöglicht eigene Gedanken und Gefühle, bspw. zu einem Framing, zu äußern und so Selbstreflexion anzuregen? (LEO 2015, 15)
- Wird eine Verbindung zur Lebenswelt der Schüler*innen hergestellt? (LEO 2015, 16)
Medienkritische Kriterien im Kontext politischer Bildung (Auswahl)
- Werden soziale Medien nicht nur als isoliertes Instrument oder neutraler Mittler, sondern als Vermittler und Transformatoren begriffen? (Allert & Asmussen 2017)
- Werden Medienprodukte in sozialen Medien (Videos, Posts, Kommentaren, Memes etc.), im Kontext ihrer Umgebung (z.B. Plattform, klassische Medien) entsprechend dekonstruiert? (vgl. Moser 2019)
- Wird die Machtkonzentration und Kontrolle von Social Media Plattformen (Moser 2019; Niesyto 2018), z.B. durch deren Programmatiken/Ideologien, Datenverwertung, Algorithmen (Macgilchrist 2017) problematisiert?
- Wird die Intransparenz von Algorithmen und dessen Folgen reflektiert? (Allert & Asmussen 2017)
- Werden Wechselwirkungen und Zusammenhänge zwischen Digitalisierungsprozessen (Algorithmisierung, Machine Learning etc.) und gesellschaftlicher Entwicklung/gesellschaftlichen Verhältnissen reflektiert? (Allert & Asmussen 2017; Macgilchrist 2017), z.B. Auswirkungen auf Diskurse, Partizipation (Moser 2019)
- Erfolgt eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit eigenen Medienerfahrungen und der eigenen Medienpraxis? (Niesyto 2019)
- Werden die Schüler*innen als (gleichwertige) Expert*innen für die Kommunikation in sozialen Medien, und nicht als zu Belehrende, mit einbezogen? (Macgilchrist 2017)
- Können Schüler*innen sich selbst ausprobieren, Medien(inhalte) selbst erfinden, gestalten, verändern (kreative Medienproduktion)? (Moser 2019; Niesyto 2018)
- Können Schüler*innen Algorithmen und ihre Auswirkungen auf die eigene Identität, Gesellschaft und Raum selbst austesten? (Gryl et al. 2020)
Literatur:
Allert, H. & Asmussen, M. (2017). Bildung als produktive Verwicklung. In: Allert, H., Asmussen, M. & C. Richter (Hg.) Digitalität und Selbst. Bielefeld: transcript. S. 27-68.
Autor*innenKollektiv LEO (2015). Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora. https://www.elina-marmer.com/wp-content/uploads/2015/03/IMAFREDU-Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_barrierefrei-NEU.pdf
Boehnke, L. (2019). Rechter Kulturkampf heute: Identitätskonstruktion und Framing-Strategien der Identitären Bewegung. In: Boehnke, L., Thran, M. & Wunderwald, J. (Hg.): Rechtspopulismus im Fokus. Theoretische und praktische Herausforderungen für die politische Bildung. Wiesbaden: Springer, S. 89-114. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24299-2_6
Gryl, I., Dorsch, C., Lehner, M., Pokraka, J. & Zimmer J. (2020). Technologie, Medien, Mündigkeit: Integration autonomieförderlicher Haltungen und Kompetenzen in die fachliche Vermittlung. In Beißwenger, M., Bulizek, B., Gryl, I. & Schacht, F. (Hg.): Digitale Innovationen und Kompetenzen in der Lehramtsausbildung. Duisburg, S. 121-146. https://duepublico2.uni-due.de/rsc/viewer/duepublico_derivate_00073432/Beisswenger_et_al_Digitale%20Innovationen.pdf?page=123&logicalDiv=-1331597832
Macgilchrist, F. (2017). Die medialen Subjekte des 21. Jahrhunderts: Digitale Kompetenzen und/oder Critical Digital Citzienship. In Allert, H., Asmussen, M. & Richter, C. (Hg.) Digitalität & Selbst. Interdisziplinä-re Perspektiven auf Subjektivierungs- und Bildungsprozesse. Bielefeld: transcript, S. 145-168.
Moser, H. (2019). Einführung in die Medienpädagogik. Aufwachsen im digitalen Zeitalter, 6. Auflage. Wiesbaden: Springer.
Niesyto, H. (2019). Medienkritik und pädagogisches Handeln. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE: https://www.kubi-online.de/artikel/medienkritik-paedagogisches-handeln-0
Niesyto, H. (2018). Medienkritik – Entwicklungslinien und aktuelle Herausforderungen. In: Niesyto, H. & Moser, H. (Hg.): Medienkritik im digitalen Zeitalter. Schriftenreihe Medienpädagogik interdisziplinär, Band 11. München: kopaed, S. 59-76. http://www.horst-niesyto.de/band_medienkritik.pdf
Schröder, B. & Carstensen-Egwuom, I. (2020). ‚More than a single story‘: Analysen und Vorschläge zum Einstieg in den Geographieunterricht. In: Fereidooni, K. & N. Simon (Hg.) Rassismuskritische Fachdidakti-ken. Theoretische Reflexionen und fachdidaktische Entwürfe rassismusskritischer Unterrichtsplanung. Wiesbaden: Springer, S. 349-376. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26344-7_13