Dies ist eine alte Version des Dokuments!
T04: Standortkonzeption auf Exkursionen
Szenario: Das Thermometer zeigt 26°C. Vor dem Petersdom hat sich in der prallen Sonne eine Gruppe von ca. 30 Personen versammelt. Eine Person spricht zu der Gruppe. Im Halbkreis stehend und sitzend verdecken sich die Personen gegenseitig. Manche hören zu, einzelne unterhalten sich. Einige halten Papiermaterial in den Händen. Weniger als ein Drittel setzt sich mit dem Material auseinander. Manchen erscheint es sinnvoller, dieses als Sonnenschutz zu nutzen. Die Situation erweckt den Eindruck von einer Exkursion bzw. Studienfahrt, die ebendiesen Standort auf dem Petersplatz für eine wohlfeile Ansprache im Gelände bzw. ein Referat ausgewählt hat. Insgesamt scheinen die Teilnehmenden jedoch wenig motiviert zu sein, der Ansprache zu folgen.
Exkursionsteilnehmer*innen und Tourguides sind solche Situationen sicherlich bekannt. Nicht immer lassen sie sich vermeiden. Für die Wissensvermittlung sind sie jedoch eher ungeeignet. Doch wie können solche Situationen bestmöglich vermieden werden? Mit anderen Worten: Wodurch zeichnen sich geeignete Exkursionsstandorte aus und wie können diese als Lernorte teilnehmer*innenorientierter Übersichtsexkursionen aufbereitet werden?
Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Auswahl und die didaktische Aufbereitung einzelner Standorte zu Lernorten teilnehmer*innenorientierter Übersichtsexkursionen. Wenngleich Thema und Frage- oder Problemstellung den inhaltlichen Rahmen einer Exkursion bilden, stehen und fallen Exkursionen mit ihren Standorten. Exemplarität und Aussagekraft „allein“ machen einen Ort jedoch noch nicht zu einem geeigneten Exkursionsstandort. Unabhängig von dem Exkursionstyp müssen geeignete Standorte über Rahmenbedingungen bzw. „Must-Haves“ wie ausreichend Platz, Ruhe, Schatten, Wetterschutz und (bestenfalls) Toiletten verfügen. Sie müssen zudem zur gewählten Frage- bzw. Problemstellung passen und Diskussionen anregen.
Aufgabenstellung:
- Finden Sie sich in einer Gruppe von ca. 4 Personen zusammen. Geben Sie Ihrer Gruppe einen Namen und tragen Sie sich in diese Google-Doc-Tabelle ein:
- Als Einstieg in das Thema Lernstandorte am Campus Westend eignet sich die digitale Exkursion „Der Campus Westend: Irrenanstalt, Konzernzentrale, Hauptquartier & Deutschlands schönster Campus?“. Rufen Sie die Storymap auf und absolvieren Sie die digitale Exkursion zum Campus Westend.
- Bezüglich der Auswahl von Exkursionsstandorten gibt es einige „Must-Haves“. Informieren Sie sich über die Must-Haves, die unten auf dieser Seite aufgelistet sind.
- Wählen Sie nun einen Standort auf dem Campus Westend aus. Ihnen steht es vollkommen frei zu entscheiden, welchen Ort sie aussuchen und welches Thema Sie an diesem Ort besprechen möchten. Sie können einerseits einen Standort im Rahmen einer teilnehmendenorientierten Überblicksexkursion vorstellen oder andererseits einen Standort für den Besuch mit einer Schulklasse vorstellen.
- In beiden Fällen erarbeiten Sie eine Frage- bzw. Problemstellung, der Sie an diesem Exkursionsstandort nachgehen möchten. Recherchieren Sie nach Informationen zu Ihrem Standort und ihrer Fragestellung.
Must-Haves von Exkursionsstandorten
Neben den inhaltlichen und thematischen Ansprüchen an die Exkursionsstandorte sollten folgende Punkte (in alphabetischer Reihenfolge) in der Auswahl der Standorte berücksichtigt werden, die maßgeblich zum Gelingen einer teilnehmer*innenorientierten Überblicksexkursion beitragen. Diese sind:
- Ansprache: Der*die Guide sollte mit dem Rücken in Richtung des Anschauungsobjekts stehen und laut, langsam und deutlich in Richtung der Gruppe sprechen.
- Aufenthaltsdauer am Standort: Für reine Infostandorte sollten in etwa 5 bis 10 Minuten, für interaktive Standorte 10 bis 20 Minuten kalkuliert werden.
- Lärm vermeiden: Damit die Teilnehmenden den Ausführungen des*der Guides aufmerksam folgen können, sollte Lärm an den einzelnen Exkursionsstandorten vermieden werden. Verkehrslärm oder temporäre Lärmbelästigungen (z.B. Baustellen, Märkte, Großveranstaltungen) lassen sich allerdings nicht immer vorhersehen und vermeiden. Wichtig ist es, „einschätzbare“ Lärmbelästigungen wie z.B. Verkehrslärm an einer viel befahrenen Innenstadtkreuzung in der Standortkonzeption zu berücksichtigen und auf temporäre Belästigungen wie z.B. Baustellenlärm spontan reagieren zu können. Um temporäre Lärmbelästigungen (oder Einschränkungen entlang der Exkursionsroute) einschätzen und auf diese reagieren zu können, empfiehlt es sich (nach Möglichkeit), die Exkursionsroute einen Tag vorher abzugehen.
- Platz: Am Standort ist ausreichend Platz (d.h. die Teilnehmenden stehen nicht dicht beieinander gedrängt) für die ganze Gruppe.
- Schatten: Die Teilnehmenden haben an den Standorten die Möglichkeit, im Schatten zu stehen. Große Hitze sorgt für Unaufmerksamkeit. (Hier evtl. überprüfen, ob es in der Nähe öffentliche Wasserspender gibt.)
- Sicherheit: Der*die Guide ist verantwortlich für die Sicherheit der Teilnehmenden. In der Auswahl der Standorte sollte darauf geachtet werden, dass diese sicher sind, d.h. eine Ansprache nicht auf einer Verkehrsinsel in der Mitte einer stark befahrenen Straße oder einer steilen, unübersichtlichen Stelle fernab befestigter Wege im Gelände stattfindet.
- Sicht: Die Gruppe sollte mit dem Rücken in Richtung Sonne stehen, nicht geblendet werden und den Blick uneingeschränkt frontal auf das zu betrachtende Objekt und die Exkursionsleitung richten können.
- Sitzgelegenheiten: Nach Möglichkeit sollten an den einzelnen Standorten Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen.
- Toiletten: Auf der Route sind nach Möglichkeit öffentliche Toiletten vorhanden. Sofern keine Toiletten verfügbar sind, sind die Teilnehmenden im Vorfeld darauf hinzuweisen.
- Umweltverträglichkeit: Neben der Sicherheit für die Teilnehmenden ist der*die Guide auch dafür verantwortlich, negative Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden. D.h. er*sie achtet bei einem Gang ins Gelände z.B. darauf, dass die Gruppe sich nur auf befestigten ausgewiesenen Wegen fortbewegt.
- Wetterschutz: Am Standort gibt es die Möglichkeit, sich bei Regen oder Schnee im Trockenen unterzustellen. Gegebenenfalls kann für den Vortrag ein trockener Ort aufgesucht werden, an dem das Anschauungsobjekt auf einem Foto gezeigt wird, wenn der trockene Ort nicht den unmittelbaren Blick aufs Objekt ermöglicht.
Quelle: Verändert und überarbeitet nach Glasze, G. & F. Weber (2012): Exkursionsdidaktik. Erlanger Skripte zum Geographiestudium Bd. 2, Erlangen: Institut für Geographie. S. 9-12.