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courses:studierende:l:s-fachdidaktik:lerneinheit:le11

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courses:studierende:l:s-fachdidaktik:lerneinheit:le11 [2020/05/08 10:32] isamuscourses:studierende:l:s-fachdidaktik:lerneinheit:le11 [2024/01/14 14:54] (aktuell) maob
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-====== LE10Countermapping I ======+===== LE03Subjektive Kartographie =====
  
-Diese Sitzung widmet sich der Wirkmächtigkeit kartographischer Gegendarstellungen, die als Ausgangspunkt gesellschaftlicher Veränderungen wirksam werden könnenCounter Maps. Sie lernen zunächst die theoretischen Hintergründe von Counter Maps kennenum anschließend Beispiele von Countermapping zu analysieren.+Seit das Web 2.0 den Alltag der Menschen durchdrungen hat und die Erstellung von Inhalten aufgrund von Komplexitätsreduktionen nicht mehr nur Expert*innen vorbehalten ist, kann jede*r Kartenproduzent*in werden. In dieser Lerneinheit werden Sie genau das tuneine eigene subjektive Karte mit Scribblemaps erstellenDafür machen Sie einfach einen kleinen Spaziergang durch Ihre Wohngegend/ Ihr Viertel und notieren Orte, die für sie eine Bedeutung haben – sei diese nun positiv oder negativ. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetztdenn eine subjektive Karte lebt von der Visualisierung individueller Erfahrungen!
  
 ==== Inhalte der Lerneinheit ==== ==== Inhalte der Lerneinheit ====
-  * Kritische Geographie und Counter Mapping +  * Subjektives Kartieren mit Scribblemaps 
-  * Beispiele von Countermaps+ 
 +==== Materialien ==== 
 +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik:arbeitsblatt:ab11-1|AB03-1: Subjektive Kartographie]] 
 +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik:material:m11-1|M03-1: Scribblemaps]]
  
 ==== Lernergebnisse und Kompetenzen ==== ==== Lernergebnisse und Kompetenzen ====
 Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie… Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie…
-  * Beispiele von Countermaps beschreiben. +  * basierend auf Ihren persönlichen räumlichen Erfahrungen eine eigene subjektive Karte mit Scribblemaps entwerfen. 
-  * Dekonstruktion durch Countermaps bezüglich Zielstellung und Ideologie analysieren. +  Ihre räumlichen Erfahrungen reflektieren.
- +
-==== Kritische Geographie und Counter Mapping ==== +
-Geht man davon aus, dass der Umgang mit Karten eine „Kulturfertigkeit“ ist (vgl. Strobl 2009), so gilt es als Geographielehrer*in, im Unterricht das Lesen der Karten anhand der verwendeten Zeichen und Symbole zu schulen. Implizit wird hierbei vorausgesetzt, dass eine absolute Aussage, oder Wahrheit, in der Karte enthalten ist, die sich durch zielgerichtete Analyse erschließen lässtAn dieser Stelle würden kritische Geograph*innen, bzw. kritische Kartograph*innen, widersprechen. Stattdessen liegt ihrem Verständnis ein Auffassen von „Raum“ als soziale Konstruktion zugrunde: Das bedeutet, dass erst die Zuweisung von Bedeutung an bestimmte physisch-materielle Gegebenheiten Regeln für soziale Handlungen in diesen Räumen festlegt (vgl. Werlen 1995). In diesem Kontext entstehen kartographische Darstellungen, die wiederum diskursive Macht entfalten können, wenn sie dominante Bedeutungszuweisungen reproduzieren. Karten können folglich nicht außerhalb von Machtstrukturen existieren, die  gesellschaftliche Diskurse (vgl. z.B. Foucault 1999) strukturieren (Halder & Michel 2018: 13). Vielmehr sind Karten von bestimmten Autor*innen hergestellte Bilder, denen Harley (1989) in seiner „Dekonstruktion der Karte“ jede Neutralität absprichtÄhnlich äußert sich Wood (1993), der betont, dass Karten eben auch nur historisch und gesellschaftlich gewachsene Zeichen anwenden, durch die die getroffene Aussage über eine – subjektive – Realität „naturalisiert“ und somit alternativlos wird (ebd.: 2). +
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-Dieser kritische Blick auf die Subjektivität von Karten wird durch Counter Mapping produktiv angewendet. Mit dem Ziel, dominante Diskurse zu dekonstruieren, Machtstrukturen sichtbar zu machen und die Perspektivität kartographischer Darstellungen zu illustrieren, können Counter Maps sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder annehmen (vgl. Halder & Michel 2018). Dabei stellen Halder und Michel (2018: 18) fest, dass der gemeinsame Nenner aller Counter Maps darin besteht, dass sie aus einem (oder mehreren) bestimmten Beweggründen entstehen. Hier lässt sich folgern, dass Counter Maps nicht den Anspruch erheben, objektiv Ausschnitte der Welt abzubilden. Vielmehr nutzen sie unterschiedliche Darstellungsformen aktiv, um soziale, gesellschaftliche oder politische Disparitäten aufzuzeigen und Alternativen in (räumliche) Konflikte, Diskussionen oder scheinbar unveränderliche Zustände einzubringen.   +
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-Auch im Geographieunterricht kann Counter Mapping genutzt werden, um die Subjektivität von (Raum-)Wahrnehmung zu adressieren und Prozesse der aktiven Beteiligung an Veränderungen einzuführen.  +
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-===Literatur:=== +
-Foucault, M. (1999): Botschaften der Macht: Reader Diskurs und Medien. Stuttgart: DVA. +
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-Halder, S. & B. Michel (2018): Editorial. This Is Not an Atlas. In: This is not an atlas. A global collection of counter-cartographies. Kollektiv Orangotango + (Hrsg.), 12-21. Bielefeld: transcript. https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf. +
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-Harley, J.B. (1989): Deconstructing the map. Cartographica H.2, 1-20. +
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-Strobl, J. (2009): Kartographie als Benutzerschnittstelle für Geoninformation. In: Kriz, J., W. Kainz & A.Riedl (Hrsg.): Geokommunikation im Umfeld der Geographie. Wien: Institut für Geographie und Regionalforschung. +
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-Werlen, B. (1995): Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen. Band 1: Zur Ontologie von Gesellschaft und Raum. Stuttgart: Steiner. +
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-Wood, D. (1993): The power of Maps. London: Routledge.  +
  
  
 ==== Basislektüre ==== ==== Basislektüre ====
-  * {{https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf|HalderS& B. Michel (2018): EditorialThis Is Not an AtlasIn: This is not an atlas. A global collection of counter-cartographies. Kollektiv Orangotango + (Hrsg.)12-21. Bielefeld: transcripthttps://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf.}} +  * {{http://www.gw-unterricht.at/images/pdf/gwu_137_41_48_pokraka.pdf|PokrakaJ. (2015): Meine Stadt – mein LebenSubjektives Kartographieren und partizipative StadtgestaltungGW-Unterricht 13741–48http://www.gw-unterricht.at/images/pdf/gwu_137_41_48_pokraka.pdf.}}
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-  * {{https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf|Mesquita, A. (2018): Counter Cartographies. Politics, Art and the Insurrection of Maps. In: This is not an atlas. A global collection of counter-cartographies . Kollektiv Orangotango + (Hrsg.), 26-30. Bielefeld: transcript. https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf.}} +
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-  * {{https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf|Graham, M., S. De Sabbata, R. Straumann & S. Ojanperä (2018): Uneven Digital Cartographies … and Why They Matter. In: This is not an atlas. A global collection of counter-cartographies. Kollektiv Orangotango + (Hrsg.), 309-313. Bielefeld: transcript. https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf.}} +
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-Zwei individuell ausgewählte Karten aus:  +
-  * {{https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839445198.pdf|This is not an atlas.}}+
  
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courses/studierende/l/s-fachdidaktik/lerneinheit/le11.1588926741.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/08 10:32 von isamus