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courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:lerneinheit:le07

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courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:lerneinheit:le07 [2021/03/25 09:36] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:lerneinheit:le07 [2022/08/23 11:12] (aktuell) maglie
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-====== LE08Digitale Geomedien II ======+=====LE07Didaktisches Strukturgitter===== 
 +In dieser Lerneinheit setzen Sie sich mit dem didaktischen Strukturgitter auseinander, das eine Orientierung gibt, wie raumordnungspolitische Fälle im Unterricht strukturiert werden können. Eingangs wird der Einfluss raumordnungspolitischer Leitbilder auf konkrete räumliche Vorhaben vorgestellt. Daran anschließend wird der Fragestellung nachgegangen, welche Rolle das exemplarische Lernen im Unterrichtsthema Raumordnung einnehmen kann. Darauf aufbauend wird ein Verfahren vorgestellt, wie man einen raumordnungspolitischen Fall im Geographieunterricht „in den Griff bekommen“ kann. Dies wird im Anschluss exemplarisch am Beispiel von [[https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/frankfurt_nordwest_neuer_stadtteil_der_quartiere_18798.html|Frankfurt Nordwest]] konkretisiert. Abschließend werden in Kleingruppen Unterrichtsvorschläge zum Thema Raumordnung erarbeitet und mit den anderen Seminarteilnehmer*innen diskutiert. Das so entstehende Repertoire an Unterrichtsentwürfen können Sie für die Schulpraxis nutzen.
  
-Die folgende Lerneinheit thematisiert erkenntnistheoretische Hintergründe in Verknüpfung mit Volunteered Geographic Information (VGI)+Lerneinheit, Materialien und Aufgabenstellungen wurden im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojektes [[https://digeo-oer.net/doku.php|DiGeo- Generalisierbarkeit und Transferierbarkeit digitaler Fachkonzepte am Beispiel mündiger digitaler Geomediennutzung in der Lehrkräftebildung]] im März 2021 von Melanie Lauffenburger und Magdalena Liebe entwickelt
  
-==== Inhalte ====+Bei Fragen und/oder Anmerkungen kontaktieren Sie uns bitte per Mail unter:  [[lauffenburger@geo.uni-frankfurt.de|lauffenburger@geo.uni-frankfurt.de]]. 
  
-Volunteered Geographic Information (VGI) ist die Erhebung, Verwaltung, Analyse und Präsentation von Geodaten durch Freiwillige, die diese Geoinformationen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. In den letzten Jahren ist es durch die Entwicklung von benutzerfreundlichen Anwendung zu einer Vielzahl von Aktivitäten im Bereich VGI gekommen. Ausgehend von Habermas (1965) seiner Klassifizierung der konstitutiven Erkenntnisinteressen von Wissenschaft (technisch, praktisch und emanzipatorisch) wird in dieser Lerneinheit der Frage nachgegangen, welches geographische Wissen und welche geographischen Erkenntnisinteressen durch welche geomedialen Crowdsourcing-Anwendungen gefördert werden und welche nicht. +====🕐 Bearbeitungszeit==== 
-  +  * ca. 90 min
-==== Materialien ====+
  
-  *[[courses:studierende:l:s-fachdidaktik:arbeitsblatt:ab07-1|AB08-1: Digitale Geomedien II]]+====👁‍ Inhalte der Lerneinheit==== 
 +  Didaktisches Strukturgitter 
 +  * Fallbeispiel [[https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/frankfurt_nordwest_neuer_stadtteil_der_quartiere_18798.html|Frankfurt Nordwest – Neuer Stadtteil der Quartiere]]
  
-===Lernergebnisse und Kompetenzen=== +====📂 Materialien==== 
-Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:arbeitsblatt:ab07-1|AB07-1: Das didaktische Strukturgitter]] 
- +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:material:m07-1|M07-1: Exemplarisches Lernen]] 
-  *die wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen nach Habermas benennen und  +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:material:m07-2|M07-2: Wie bekomme ich den Fall in den Griff?]] 
-  *Crowdsourcing-Anwendungen hinsichtlich der Erkenntnisinteressen nach Habermas bewerten. +  
- +====🗺 digitale Geomedien==== 
-====Volunteered Geographic Information und Erkenntnisinteressen ==== +  * Das Bürger*innenbeteiligungsportal [[https://www.ffm.de/frankfurt/de/process/54301;jsessionid=0F9D150E15F7B93202236DAE0ED9DD71.liveWorker1|Frankfurt fragt mich]]
-Volunteered Geographic Information (VGI) ist die Erhebung, Verwaltung, Analyse und Präsentation von Geodaten durch Freiwillige, die diese Geoinformationen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Goodchild (2007) spricht in diesem Zusammenhang von [[http://www.ncgia.ucsb.edu/projects/vgi/docs/position/Goodchild_VGI2007.pdf|„Citizens as sensors“]], d.h. im übertragenden Sinn, dass Freiwillige Experten für lokale Sachverhalte sind und somit Informationen auf eine kleinen Maßstabsebene besonders gut erheben können und diese der Allgemeinheit zur Verfügung stellen können. Ein besonders herausragendes Projekt ist in diesem Zusammenhang „OpenStreetMap“. Das OpenStreetMap-Projekt wurde 2004 mit dem Ziel ins Leben gerufen eine freie Weltkarte zu erstellen, da Geoinformationen selten frei zugänglich sind. Der Kern des Projektes ist eine Datenbank mit georeferenzierten Daten, auf der man sich registrieren muss und dann als Freiwilliger mittels GPS räumliche Daten erhebt und diese dann in das System einpflegen kann. Die dadurch entstehenden Karten sind frei verfügbar und können in Webseiten und Navigationssysteme eingebunden werden. Mittlerweile gibt es über 1,5 Millionen Nutzer, die insbesondere für die westliche Welt Kartengrundlagen erstellt haben, die den amtlichen Kartenwerken hinsichtlich der Qualität gleichwertig sind.  +
- +
-Hiermit wird deutlich, dass geographisches, räumliches und ortsbezogenes Wissen nicht mehr ausschließlich von Experten zur Verfügung gestellt wird. Freiwillige auf der ganzen Welt erstellen im Rahmen von Katastrophenkartierungen digitale Karten für den zeitnahen Einsatz vor Ort, um die Nothelfer zu unterstützen (https://hotosm.org/). Naturinteressierte Laien dokumentieren Tier- und Pflanzenfunde georeferenziert und stellen die Daten dem amtlichen Naturschutz zur Verfügung (www.artenfinder.rlp.de). Kommunalpolitisch interessierte Bürger können sich vernetzen, um ihre Stadt zu gestalten (https://www.ffm.de). Für die geographische Bildung bedeutet dies, dass neue Mechanismen entwickelt werden müssen, um geographisches Wissen zu bewerten, zu erheben, zu +
-speichern und schlussendlich auch zu präsentieren. +
- +
-Geographisches Wissen bzw. geographische Erkenntnisinteressen sind jedoch nicht neutral. Jeder Erkenntnis liegt ein Interesse zu Grunde. Ausgehend von Johnstons (1986) Wissenschaftstypologie stellen Morgan und Tidmarsh (2004, S. 190 f.) fest: “Geographical knowledge is not neutral. In its scientific forms, it can be used to represent natural and social phenomena objectively as things, subject to manipulation, management and exploitation. In its humanistic forms, it can express people’s individual and collective hopes and fears and relations to places and environments. In its critical forms, it can be used in political and social struggle.” Diese Typologie weist Ähnlichkeiten mit dem von Habermas (1965) entwickelten Ansatz der konstitutiven Interessen von Wissenschaft auf. Habermas unterscheidet hierbei zwischen  +
- +
-  *Technischen Erkenntnisinteressen  +
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-  *Praktischen Erkenntnisinteressen  +
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-  *Emanzipatorischen Erkennisinteressen+
  
-Vor dem Hintergrund dieser Klassifizierungen stellt sich dann auch die Frage, welches geographische Wissen und welche geographischen Erkenntnisinteressen durch digitale geomediale Anwendungen im geographischen Bildungsbereich +====🏁 Lernergebnisse==== 
-gefördert werden und welche nichtGenerell ist festzustellen, dass viele Anwendungen, wie z.BGI-Systeme, Computersimulationen und Web- GIS, die Tendenz haben, die Welt als eine Ansammlung von objektiven Informationen darzustellenFaktoren, wie z.B. Macht, Gefühle und Ästhetik, die im Leben oftmals eine entscheidende Rolle spielen, werden kaum berücksichtigtFolglich verwundert es auch nicht, wenn Morgan und Tidmarsh (2004) zu dem Schluss kommen, dass die Art und Weise, wie geomediale Anwendungen im Bildungsbereich thematisiert werden, +**Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie...** 
-eindeutig verknüpft ist mit einer bestimmten Sicht auf Geographie, bei der positivistische und technische Fragestellungen im Mittelpunkt stehen und praktische und emanzipatorische Erkenntnisinteressen kaum +  * Den Einsatz des Unterrichtsprinzips des exemplarischen Lernens im Rahmen des Unterrichtsthemas Raumordnung bewerten. 
-berücksichtigt werden +  * Die Komplexität eines raumordnungspolitischen Falles analysieren und für die geographische Unterrichtspraxis strukturieren
 +  * Arbeitshilfen und Lernmaterialien für das Unterrichtsthema Raumordnung entwickeln.
  
-In dieser Lerneinheit wird der Frage nachgegangenwelches geographische Wissen und welche geographischen Erkenntnisinteressen durch welche geomedialen Crowdsourcing-Anwendungen gefördert werden und welche nichtHierfür werden folgende Anwendungen analysiert: https://hotosm.org/www.artenfinder.rlp.de und https://www.ffm.de. Sie werden zum einen Erkennen, dass eine Crowdsourcing-Anwendung durchaus unterschiedliche Formen von geographischen Erkenntnisinteressen gleichzeitig beinhalten kann bzwdie Übergänge auch fließend sein könnenZum anderen wird Ihnen die Analyse auch aufzeigendass schon durch die mediale Schnittstelle des Plattformdesigns Einschränkungen bzgl. der Generierung bestimmter Wissensformen entstehen, die wiederum das Handeln der in den Anwendungen agierenden Akteure prägenMit anderen Worten: Das soziotechnologische Interface muss Interaktionen zwischen den Teilnehmer/-innenwie z.B. gegenseitiges Kommentieren und Bewerten und soziale Netzwerkfunktionen anbieten, um praktische und emanzipatorische Erkenntnisinteressen zu fördern+====Geographie machen mit Hilfe des didaktischen Strukturgitters==== 
 +Wie Sie in den vergangenen Lerneinheiten schon gesehen habenist Raumordnung ein Thema, das uns alle betrifft – auch Lehrkräfte und Schüler*innenDie Medien berichten täglich über Raumordnungsprobleme wie z.B. die Infrastruktur von Räumen (mit Folgen für ArbeitslosigkeitWohnungsbau, Wirtschaftsaktivität, etc.), Landschaftszersiedlung oder VerkehrsprojekteOftmals sind wir aber auch direkt betroffen wie z.B. bei der Errichtung eines eigenen Hauses und bei der Ausweisung von Industrie- und Verkehrsflächen in unserer direkten Nachbarschaft 
 +Raumordnung ist – auf den verschiedenen Planungsebenen von der EU bis zu den Gemeinden – die planmäßige Gestaltung unseres LebensraumesDie Leitbilder der Raumordnung haben zum Teil Gesetzeskraft (Bundesraumordnungsgesetz und Landesplanungsgesetze) oder die Verbindlichkeit von Verordnungen und Satzungen (z.BLandesentwicklungsprogramm und Kreis- oder Ortssatzung für die Bauleitplanung). Sie sind oft als allgemeinesogenannte Leerformeln (z.B. "Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen") verfasst. Damit einher geht die unterschiedliche Auslegung und Gewichtung der LeitbilderLeitbilder können je nach Interessenlage und -gruppe unterschiedlich interpretiert und gewichtet werden. Zu Interessenkonflikten kann es innerhalb oder zwischen Planungsebenen (BundLand, Gemeinde) kommen; hier gilt zum einen der Grundsatz "Bundesrecht bricht Landesrecht" zum anderen aber auch eine Art Friedenspflicht (z.B. das sog. "gemeindliche Einvernehmen")
  
-===Literatur:=== +====📰 Basislektüre==== 
-Habermas, J. (1965), „Erkenntnis und Interesse". Frankfurter Antrittsvorlesung vom 28.6.1965. InMerkur, 19, S. 1139-1153.+  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:material:m07-1|M07-1: Exemplarisches Lernen]] 
 +  * [[courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:material:m07-2|M07-2: Wie bekomme ich den Fall in den Griff?]]
  
-JohnstonsR. (1986): On Human GeographyOxford.+====📚 Hungry Minds==== 
 +  * Rhode-JüchternT. (1977). Didaktisches Strukturgitter für die Geographie in der Sekundarstufe II. Ein praktisches Instrument für Unterrichtsplanung und -legitimation, Geographische Rundschau, Nr. 10, 340-343. 
 +  * Rhode-Jüchtern, T. (2021). Didaktisches Strukturgitter und Perspektivenwechsel. “Geographie machen”: Planungskonflikte und Partizipation (Preprint)
  
-MorganJ. und C. Tidmarsh (2004): Reconceptualising ICT in Geography Teaching. Education, Communication und Information (1), S177-192+++Metadaten dieser Lernressource | 
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 +Name: Didaktisches Strukturgitter\\ 
 +LearningResourceType: Lerneinheit\\ 
 +Description: Orientierungwie raumordnungspolitische Fälle im Unterricht mithilfe des didaktischen Strukturgitters strukturiert werden können\\ 
 +Keyword(s): didaktisches Strukturgitter; Fallbeispiel Frankfurt Nordwest; digitale Geomedien; Partizipation; geographische Lehrkräftebildung\\ 
 +Author: Melanie Lauffenburger & Magdalena Liebe\\ 
 +Language: Deutsch\\ 
 +License: CC BY SA 4.0\\ 
 +URL: https://foc.geomedienlabor.de/doku.php?id=courses:studierende:l:s-fachdidaktik-parti-digi:lerneinheit:le07\\ 
 +Creation Date: 2021-03-30\\ 
 +Modification Date: no modification\\ 
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