Inhaltsverzeichnis
LE07: Spatial Citizenship
In dieser Lerneinheit beschäftigen Sie sich mit der Bildungskonzeption „Spatial Citizenship“. Das Ziel des Spatial Citizenship-Ansatzes ist die Befähigung zum mündigen Umgang mit digitalen Geomedien im Kontext gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Diesem Bildungsziel, das seine Legitimation u.a. aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten der geomedialen Informationsverbreitung im Internet und dem alltagsweltlichen Bezug zu Geoinformationen und räumlichen Repräsentationen erfährt, werden Sie in den sich anschließenden Lerneinheiten LE08 bis LE10, im Rahmen eines Besuchs einer Schulklasse im Seminargeschehen, praktisch begegnen.
Inhalte der Lerneinheit
- Bildungskonzeption „Spatial Citizenship: theoretische Annahmen, Kompetenzen und Implementierung im Erdkundeunterricht
- Räumliche Aneignung bei Kindern und Jugendlichen im Kontext der Nutzung digitaler Geomedien.
Voraussetzungen für die Lerneinheit
- Laptop oder Tablet
Materialien
Lernergebnisse und Kompetenzen
- Sie können die theoretischen Grundannahmen des Spatial Citizenship-Ansatzes erläutern.
- Sie können die Möglichkeiten sowie die Vor- und Nachtteile von digitalen Geomedien als Mittel zur Partizipation in räumlichen Diskursen diskutieren.
- Sie können online-basierte Portale zur Bürgerbeteiligung im städtischen Diskurs am Beispiel von Frankfurt anwenden.
- Sie können Ihre eigene (Lehrer/-innen)Rolle im Sinne eines „Spatial Citizen“ reflektieren.
Ziele der Bildungskonzeption "Spatial Citizenship"
Die gesellschaftliche Relevanz von Geoinformationstechnologie geht mit der Frage einher, welche Fähigkeiten, Inhalte und Anwendungen im Bereich digitaler Geomedien im Bildungsgeschehen zu welchem Zeitpunkt thematisiert werden sollten. Mit ihrem Ansatz Spatial Citizenship verweisen Gryl und Jekel (2012) dabei auf die Notwendigkeit, schulische Bildung im Bereich Lernen mit Geoinformation bereits frühzeitig im biographischen Bildungsverlauf auf die Entwicklung von Schüler/-innen im Sinne von Spatial Citizens auszurichten, damit digitale Geomedienanwendungen später nicht nur als „Black Boxes“ angesehen werden, sondern tatsächlich auch hinsichtlich einer mündigen Nutzung in Wert gesetzt können. In diesem Zusammenhang fokussiert Spatial Citizenship einerseits auf das Potenzial der veränderten technologischen Möglichkeiten einer Web2.0-basierten medialen Geoinformationsverarbeitung im „Post-GIS-Zeitalter“ (vgl. Harvey, 2013). Andererseits, und hieraus generiert sich der innovative Wesensgehalt dieses Ansatzes, sollen Individuen zu einer aktiven, geomedialen Produktion und Kommunikation ihrer eigenen oder mehrheitlich getragener, kollektiver Sichtweisen auf Umwelt und Raum befähigt werden, anstatt medienwirksam verbreitete räumliche Repräsentationen Dritter lediglich passiv, d.h. nicht-reflexiv, zu konsumieren. Aus gesellschaftlicher Sicht eröffnet sich hierdurch die Chance, mehrheitlich über „Expertensysteme“ produzierte Raum(be)deutungen (vgl. Felgenhauer & Quade, 2012) in einen offenen Diskurs zu den vielfältigen, konkurrierenden räumlichen Perspektiven zu setzen, die sich aus der Bedeutungszuweisung des Einzelnen an das Physisch-Materielle ergeben. (Auszug aus: Schulze, Gryl & Kanwischer, 2015)
Basislektüre
- Jekel, T., Gryl, I. und A. Oberrauch (2015): Education for Spatial Citizenship. Versuch einer Einordnung. GW-Unterricht 137 (1): 5-13.
- Schulze, U., Gryl. I., und D. Kanwischer (2015): Spatial Citizenship – Zur Entwicklung eines Kompetenzstrukturmodells für eine fächerübergreifende Lehrerfortbildung. Zeitschrift für Geographiedidaktik 43 (2): 139–164.
Hungry Minds
- Gryl, I. und T. Jekel (2012): Re-centering GI in secondary education: Towards a spatial citizenship approach. Cartographica 47(1): 18-28.
- Felgenhauer, T. und D. Quade (2012): Society and Geomedia - Some Reflections from a Social Theory Perspective. In Car, D., Strobl, J., Jekel, T. und G. Griesebner (Hrsg.): GI_Forum 2012: Geovisualistion, Society and Learning: 74-82. Berlin (Wichmann).