M04-1: Sozialräumliche Methoden
Die nachfolgend aufgeführten Methoden der sozialräumlichen Arbeit sind nach Deinet (2009: 65) sowohl als Analyse- als auch Beteiligungsformen zu verstehen, “[…] d.h. sie dienen einerseits der Analyse von Sozialräumen und ihrem Verständnis insbesondere auf der qualitativen Ebene des Erlebens der Menschen. Andererseits werden in fast allen Methoden Kinder und Jugendliche als Experten ihrer Lebenswelt beteiligt, d.h. sie werden nicht nur befragt, sondern in der Regel sind sie aktiv dabei und beteiligen sich durch die Artikulation ihrer Einschätzungen, Empfindungen und Bedürfnisse im Hinblick auf eine sozialräumlichen Entwicklung” (Deinet 2009: 65).
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Methoden, die sich im Modulverlauf bewährt haben. Im geschützten OLAT-Kurs dieses Moduls finden Sie eine auf dieses Modul zugeschnittene Zusammenstellung von Texten, Beispielen und Materialien sozialräumlicher Methoden.
Methodenkoffer
- Nadelmethode: Die Nadelmethode ist eine einfache Form der kartographischen Visualisierung von Orten und Plätzen. Mittels farbiger Stecknadeln werden bedeutungsvolle Orte z.B. auf einer Stadtkarte markiert und gleichzeitig kategorisiert. Die Ergebnisse dieser offenen Kartierungsform sind sofort ersichtlich. Allerdings hat diese Methode nur eine geringe Erkenntnistiefe in Bezug auf die Qualität der sozialräumlichen Ortsinformationen. Aufgrund des hohen Aktivierungspotenzials der beteiligten Personen eignet sie sich aber besonders gut als Einstiegsmethode („Türöffner“) in einen Analyse- und Arbeitsprozess, der aus verschiedenen Methoden besteht.
- Subjektive Kartierung: Subjektives Kartieren dient dazu, den subjektiven Lebensraum von Menschen graphisch darzustellen und als externale räumliche Repräsentation für Dritte sichtbar zu machen. Hierfür wird der subjektive Lebensraum gezeichnet / gemalt, während gleichzeitig individuell sozialräumlich bedeutsame Orte, Gegebenheiten und Wahrnehmungen markiert werden. Diese Einstiegsmethode eignet sich besonders gut, um eine Fragestellungen oder die Lebenswelten bestimmter Gruppen zu erforschen.
- Stadtteilbegehung: Die Stadtteilbegehung stellt ein Beobachtungsverfahren dar, um zunächst selbst ein (erstes) Bild eines bestimmten Sozialraums zu erhalten. Dabei werden verschiedene subjektive Eindrücke und Wahrnehmungen gesammelt. Ein Stadtteilrundgang kann offen/explorativ oder problembasiert, d.h. mit einem bestimmten Erkenntnisinteresse im Hintergrund, erfolgen. Das Ziel der Methode ist es, durch die gesammelten Eindrücke vor Ort unterschiedliche sozialökologische Qualitäten bestimmter Orte und räumlicher Gegebenheiten wahrzunehmen.
- Strukturierte Stadtteilbegehung: Im Vergleich zur Stadtteilbegehung zielt die „Stadtteilbegehung mit Kindern und Jugendlichen“ darauf ab, einen Stadtteil aus Sicht von Kinder und Jugendlichen wahrzunehmen, um einen authentischen Einblick in ihre Lebenswelt zu erhalten. Kinder und Jugendliche werden also als Experten ihrer Lebenswelt aktiv miteinbezogen, ohne dass sie dabei „ausgefragt“ werden. Die während eines Stadtteilrundgangs entstehenden Gespräche können dann auch einen authentischen Einblick in das sozialökologische Raumerleben der Beteiligten geben.
- Autofotographie: Bei der Autofotographie werden Bewohner oder Gruppen eines Stadtteils gebeten, themen-und/oder problemzentriert, bestimmte Orte innerhalb ihres Stadtteils/Quartiers zu fotographieren (und ggf. zu kommentieren), um sozialräumliche Eindrücke und Qualitäten aus ihrer eigenen Perspektive zu dokumentieren. Im Anschluss werden die erzeugten Fotographien gemeinsam „befragt“. Das gemeinsame Auswerten und Interpretieren der Bilder in einer Gruppendiskussion ist der wichtigste Schritt in dieser Methode.
- Diese und viele weitere Methoden finden Sie zudem ausführlich beschrieben im Methodenkoffer sozialraum.de.
Quelle: Deinet, U. (2009): Analyse und Beteiligungsmethoden. In: Deinet, U. (Hrsg.): Methodenbuch Sozialraum. Wiesbaden (Springer).