Inhaltsverzeichnis
LE10: Changing Citizenship in the Digital Age
In dieser Lerneinheit setzen Sie sich mit den Paradigmen des „dutiful citizen“ und des „actualizing citizen“ auseinander. Im Fokus dessen steht die Frage nach dem Partizipationspotenzial sozialer Netzwerke als “Möglichkeitsräume” (Scholz, 2013) demokratischer Teilhabe. Ausgehend vom Paradigma des „actualizing citizen“ diskutieren Sie das Potenzial sozialer Netzwerke und digitaler Geomedien für „actualizing citizens“. Im Anschluss vertiefen Sie die Möglichkeiten zur Konstruktion von Raum sowie die Teilhabe in, mit und an sozialen Netzwerken anhand verschiedener Netzwerke.
Lerneinheit, Materialien und Aufgabenstellungen wurden im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojektes DiGeo- Generalisierbarkeit und Transferierbarkeit digitaler Fachkonzepte am Beispiel mündiger digitaler Geomediennutzung in der Lehrkräftebildung im März 2021 von Melanie Lauffenburger und Magdalena Liebe entwickelt.
Bei Fragen und/oder Anmerkungen kontaktieren Sie uns bitte per Mail unter: lauffenburger@geo.uni-frankfurt.de.
🕐 Bearbeitungszeit
- ca. 90 min
👁 Inhalte der Lerneinheit
- „Dutiful citizens“ und „actualizing citizens“
- Soziale Medien und Partizipation
- Formen der Teilhabe im Kontext sozialer Netzwerke
📂 Materialien
🗺 digitale Geomedien
- Soziale Netzwerke
🏁 Lernergebnisse
Nach Abschluss der Lerneinheit können Sie…
- Die Paradigmen des „dutiful citizen“ und des „actualizing citizen“ erläutern und differenzieren
- Potenziale sozialer Medien für actualizing citizens diskutieren
- Verschiedene Formen der Teilhabe im Kontext sozialer Netzwerke erläutern und anwenden
- Das Partizipationspotenzial sozialer Netzwerke als Möglichkeitsräume demokratischer Teilhabe aktiv nutzen
Soziale Netzwerke als digitale Geomedien
Soziale Medien manipulieren Kinder und Jugendliche, sodass ihnen jegliche Handlungsmacht genommen wird!? Ganz so einfach ist es nicht. Soziale Medien durchdringen zwar durch ihre ubiquitäre Verfügbarkeit über mobile Endgeräte (z.B. Smartphone) alltägliche Prozesse der Produktion von Raum und der Raumaneignung. Davon ausgehend Individuen ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten abzusprechen, käme aber einer reduktionistischen Abwertung der persönlichen Bedürfnisse und Kreativität der/des Einzelnen gleich. Heißt das also im Umkehrschluss, dass soziale Medien die demokratischen Strukturen bereitstellen, die Partizipation ermöglichen? In dieser Lerneinheit navigieren sie durch das hier kurz angerissene Spannungsfeld, indem sie die Grundzüge von Bürgerschaft kennenlernen, um anschließend partizipative Potentiale sozialer Medien zu analysieren und zu bewerten.
Soziale Netzwerke wie Instagram, Twitter, Facebook und Co. sind längst integraler Bestandteil individueller Sozialisationsprozesse und lebensweltlicher Handlungsroutinen. Sie werden hauptsächlich verwendet, um Bilder, Videos oder einfache Beiträge mit der ganzen Welt zu teilen. „Ein soziales Netzwerk steht [dabei] für das Muster an Sozialbeziehungen zwischen einer Menge von Akteuren. Sozialbeziehungen bezeichnen beobachtbare Regelmäßigkeiten der Interaktionen zwischen Akteuren und entsprechende Verhaltenserwartung“ (Fuhse, 2016, S. 16). Soziale Netzwerke bieten neue Wege zur Kommunikation und Kollaboration und tragen aufgrund zahlreicher Möglichkeiten zur politischen und gesellschaftlichen Partizipation zu einer veränderten Partizipationskultur bei (Thimm, 2017). Nicht ohne Grund werden sie deshalb auch als „das goldene Medium der Partizipation“ (Scholz, 2013) bezeichnet. Sie bieten den Nutzer*innen als Prosument*innen die Möglichkeit, an Entscheidungen, die ihre eigene Lebenswelt betreffen, teilzuhaben. Die Bilder, Beiträge oder Videos und die darin enthaltenen Geotags oder auch Hashtags tragen dazu bei, einen neuen Raum zu erschaffen. Dieser, so Schmidt (2018), werde nicht nur geschaffen, sondern auch eingenommen und stehe „zwischen der massen-medialen und der interpersonalen Kommunikation“ (S. 11). Während eher traditionelle, pflichtbewusste “dutiful citizens” auf die klassischen Massenmedien wie TV, Radio und Zeitung vertrauen und den Wahlakt als Herz der Demokratie versteht zeichnet sich die Generation der Digital Natives als “actualizing citizens” durch ein vermehrtes Misstrauen in klassische Medien und Politiker*innen sowie die bevorzugte Nutzung sozialer Netzwerke zu Partizipation aus.
📰 Basislektüre
- Bennett, W.L. (2007). Changing Citizenship in the Digital Age. OECD/INDIRE conference on Millennial Learners, Florence , March 5-6. http://www.oecd.org/education/ceri/38360794.pdf.
📚 Hungry Minds
- ARTEde (2019, February 16). Wer hat's erfunden? - Die Sozialen Netzwerke im Antiken Rom | ARTE. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=X_X_Rd3WBAA.
- Schmidt, J.H. (2018). Social Media (2nd ed.) Springer Fachmedien. (von besonderem Interesse sind dabei Kapitel 6 und 7)
- Thimm, C. (2017). Soziale Medien und Partizipation. In J.-H. Schmidt & M. Taddicken (Eds.), Handbuch Soziale Medien (pS. 191-209). Springer VS.